Jonas letztes Abendmahl

Wir gingen eigentlich alle von einem Blogeintrag vergangene Woche aus, aber ich hielt es für sinnvoller, meinen letzten Rundbrief zu veröffentlichen.

Um direkt an den letzten Eintrag anzuknüpfen – wir sind seit heute endlich fertig mit dem Streichen, sowohl in der Garage als auch am Zaun. Gerade draußen mussten wir viel Geduld beweisen, denn unsere Gasteltern waren sich uneins über den Farbton. Letztendlich hat es uns sehr erstaunt, wie sehr sich Jennifer & Jeremy über unsere Arbeit gefreut haben, trotz dass uns hier und da Farbe auf den Boden tropfte.

Vor drei Wochen besuchten wir das allererste Mal unsere deutschen YFC (Jugend für Christus) -Kollegen in St. Thomas beziehungsweise Tillsonburg. Da montags Feiertag war, entschlossen wir uns dazu, eine Nacht bei der äußerst netten Gastfamilie von Clements und Tobi zu verbringen, die das Jahr über im „Upper Deck“ wirken. Wir erschienen also am Sonntag pünktlich in der Kirche, nur um ganz abrupt nach dem Lobpreis nach draußen gebeten zu werden. Dieser Sonntag stand nämlich ganz unter Clements 19.Geburtstag und so ging es kurz vor Mittag bereits zum Paintball spielen, denn das war Clements ausdrücklicher Wunsch. Wir hatten, verglichen mit unserem Ausflug während des ersten Retreats, äußerst viel Spaß, denn alle Spielfelder befanden sich unter freiem Himmel. Wir spielten die verschiedensten Varianten, beispielsweise „Capture the Flag“, und blieben bis zum Schluss. Im Anschluss hatten Julie und Phil, so lauten die Namen der Gasteltern, ein richtiges Festmahl vorbereitet mit Chicken Wings, Spareribs und einer Eistorte zum Nachtisch.

Jillian (Gastschwester von Team Tillsonburg), Clements, Tobi, Natalie (Team St. Thomas), ich und Jonas

Tags drauf war Entspannung angesagt, wenn auch Jonas sich einer richtigen Tortur unterziehen musste. Er hatte nämlich, damals in New York, eine Wette verloren und überlies seine Haare nun den Mädchen aus St. Thomas. Das Ergebnis kann sich sehen lassen, und zumindest die rote Farbe darf noch eine ganze Weile (mindestens zwei Wochen laut Verpackungsangabe) auf seinem Kopf verweilen.

Vor zwei Wochen, an einem Sonntag, lud uns unsere Gastfamilie zum größten Freizeitpark Kanadas ein, der sich „Canada’s Wonderland“ nennt. Jennifer konnte durch ihren Arbeitgeber Kellogg’s vergünstigte Tickets für die ganze Familie (und Anhang) ergattern. Wenn man zum ersten Mal die riesigen Eingangstore des Parks passiert, wird man direkt vom „Wonder Mountain“ begrüßt. Dieser Berg ist das Herzstück des gesamten Parks und verfügt über einen riesigen Wasserfall, von dessen Spitze aus professionelle Turmspringer mehrmals täglich springen. Die Übersichtskarte lässt zwar darauf schließen, dass die Parkleitung mehr Wert auf die Attraktionen als auf das Ambiente legt. Aber eben wegen diesen Attraktionen, 200 an der Zahl, ließen wir uns ja überhaupt erst einladen. Das „Wonderland“ hat allein 17 Achterbahnen zu bieten, und wir mussten uns nicht dazu bitten lassen, für die drei „Hauptattraktionen“ bis zu eineinhalb Stunden Wartezeit in Kauf zu nehmen. Zunächst einmal ging es zum neueingeweihten „Yukon Striker“. An dessen höchstem Punkt kann man für drei ellenlange Sekunden, man hängt in einem 90-Grad-Gefälle und sieht unter sich einen Abgrund von 75m aufragen, die Aussicht genießen. Dann geht es ganz schnell, zunächst durch einen Unterwassertunnel und insgesamt 4 Inversionen bei Geschwindigkeiten von 130 km/h. Direkt im Anschluss reihten wir uns bei der Warteschlange zum „Behemoth“ ein, der in seiner Machart dem „Silver Star“ im Europa-Park ganz stark ähnelt. Zum Abschluss, es war bereits kurz vor 19 Uhr, ging es noch zum „Leviathan“. Bei dieser Giga-Achterbahn (aufgrund ihrer Größe) überwindet man einen Höhenunterschied von exakt 93,27m, um sich auf den höchsten Punkt des Parks zu begeben. Anschließend erreicht der „Leviathan“ Spitzengeschwindigkeiten von bis zu 148 Stundenkilometern – das ist schneller als die meisten Züge in Kanada!

Der größte Feind des Freizeitparkbesuchers sind heutzutage natürlich die langen Warteschlangen. Mit immer mehr Menschen, die das meiste aus ihrem Besuch herausholen wollen, verbringt man bei Fahrgeschäften bis zu 90 Minuten allein fürs Anstehen, weshalb sich weder Jonas noch ich uns diesen Spaß jemals gegönnt hätten. Aber einem geschenkten Gaul schaut man (bekanntlich) nicht ins Maul.

Letzten Montag waren wir dann ein bisschen wandern und Kanu fahren, diesmal nicht nur mit unseren „Nachbarn“ aus Georgetown, sondern auch mit einer Impactlerin aus Barrie. Als erprobte Landeier hatten Jonas und ich für alles gesorgt, was für einen erfolgreichen Tag im Freien von Nöten ist – Einweggrill, Würste, (selbstgemachten) Nachtisch und zuckerhaltige Getränke. Leider mussten wir uns den starken Windverhältnissen des Öfteren geschlagen geben, sodass wir auf kleinere Gewässer umsteigen mussten. Das tat dem ganzen Unternehmen aber keinen Abbruch, und sportliche Ertüchtigung war sowohl beim Grillanzünden als auch beim Paddeln von Nöten.

Zum Abschluss will ich auf meinen gewählten Titel und die Arbeit zu sprechen kommen. Im RE:SOUL sind wir momentan viel damit beschäftigt, uns publik zu machen. Wir waren bereits vor rund einem Monat in einer High-School, letzten Samstag hatten wir einen Stand bei einem Straßenfest und Mike hat bereits die Zusage, bei einer weiteren High-School drei Tage lang einen „booth“ (Stand) aufzubauen. Gerade, weil die meisten Schulen hier keine privaten Träger haben und Religion somit keinen Platz im Unterrichtsalltag hat, sind wir über diese Möglichkeiten, Jugendliche zu erreichen, äußerst glücklich.

Da Jonas Familie heute anreist, nahm er tags zuvor das allerletzte Mal an einem „Supper & Soul-Talk“ teil. Dafür hatten wir uns etwas ganz Besonderes überlegt. Wir servierten den Besuchern (echt deutsches) Schnitzel, Kartoffelbrei und grünen Salat. Die Resonanz war großartig, denn es gab kaum einen Jugendlichen, der etwas Vergleichbares jemals zuvor gegessen hätte.

Da sich Jonas jetzt für drei Wochen frei nimmt, bin ich ab nächsten Montag auf mich alleingestellt. Schauen wir mal, ob das was werden wird…